Für diesen
Nachmittag war meine Mutter zum Direktor bestellt worden. Ich war
versetzungsgefährdet. Seltsamerweise zog das total an mir vorbei. Es war mir
einfach gleichgültig. Ich wollte all das nicht, diese Sorge ich könnte nicht
bestehen ich wollte nicht dass mein Glück so an mir vorbeizog. Also mauerte ich
mich ab gegenüber all diesem Stress, diesem Druck und war einfach glücklich.
Ich hatte dieses Jahr kein einziges Mal gelernt, ich fühlte mich nicht stark genug den Kampf gegen die Noten
aufzunehmen. Ich war nicht stark genug jedes Mal wenn ich eine Klassenarbeit
vorlegte den enttäuschten Blick meiner Mutter zu sehen. Sie wollte dass ich so
werde wie sie. Eine Firmenchefin die den ganzen Tag nicht zu Hause ist.
Vielleicht ist sie schuld dass ich so bin, so instabil. Sie hatte nie Zeit für
mich. Soraya war Mutter, Schwester und beste Freundin in einem. Und
ausgerechnet zu ihr ist mein Draht zerbrochen. Wegen ihm.
In einer
Viertelstunde würde meiner Mutter in der Schule eintreffen. Ich wartete auf
ihre Rückkehr.
Ihr Mund war
zu einem dünnen Strich verzerrt. „Was ist nur in dich gefahren?“, fragte sie
mich. Ich zuckte die Schultern und fixierte einen Blick auf der Wand. Es musste
so kommen. Sie würde mich zur Rede stellen und bringen würde es gar nichts. „Du
wirst dieses Schuljahr nicht schaffen! Weißt du was das heißt? Du wirst die
Klasse wiederholen. Und du wirst lernen hörst du mich?“ Sie brüllte am Ende. Ich
zuckte die Schultern. Meine Maske war perfekt. Ich brüllte nie, ich behielt
meine Maske auf. Sie war seit langem nicht mehr meine Mutter. „Ich möchte nicht
wiederholen.“, erwiderte ich. Ihr Blick
wurde hart. „Das hättest du dir früher überlegen sollen!“ Ich zuckte nochmal
die Schultern und verließ das Zimmer. Sie konnte mich nicht zum Lernen zwingen.
Ich hatte immerhin einen Realschulabschluss. Aber sie wollte dass ich
studierte.
„Nora!“, sie
brüllte immer noch, klang wutverzerrt und entschlossen. „Was?“, fragte ich
leise zurück. „Du wirst aufs Internat gehen“ Wie im Traum zogen die Worte an
mir vorbei. Ich sollte aufs Internat, weg von Jason, weg von dem Meer und
meiner Höhle. Weg von mir selbst. „Nein!“, ich sagte es erst leise, dann
nochmal: „Nein!“ Sie konnte mich nicht auf ein Internat schicken, sie konnte
mich nicht einfach abschieben.
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