Samstag, 22. Dezember 2012

Zwischenkapitel 1

Schwerelos
Im Nebel des Vergessens
Treiben auf Wolken
Getrieben vom Rot
Tanzende Schatten
Greifen und Packen
Erinnerungen.
 

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Kapitel 1- Teil 3



Soraya hatte gemerkt das etwas nicht so war wie sonst. Was für ein Wunder. Wenn ich deprimiert war neigte ich immer zu Sarkasmus. Soraya versuchte aus mir heraus zu quetschen was los war. Sie tippte darauf dass ich auf Tyler stand, einen Jungen der laut ihr 'unheilbar in mich verliebt war'.
Sie merkte nicht wie sehr ihre Oberflächlichkeit mich nervte. Es zerfrass mich von innen.
Gestern hatte Soraya Mom und Dad ihren 'zukünftigen Verlobten' vorgestellt. Mom und Dad hatten ihn geliebt. Während des gesamten Abendessens hatte ich still dagessen und auf meinen Teller gestarrt, unfähig auch nur einen Bissen zu mir zu nehmen. Mom hatte mich danach ausgeschumpfen warum ich so unhöflich war. Sie verstanden mich alle nicht. Jeder wollte wissen was mit mir los war. Sie suchten alle die Fehler bei mir anstatt nachzudenken was mich so unglücklich machte. Ryan hatte nicht nur Sorayas und meine Freundschaft zerstört, sondern auch das Verhältnis zu meiiner Familie. Sie schienen alle zu akzeptieren dass ich mich veränderte. Ich war den ganzen Tag weg, saß in meiner Höhle und schrieb meine Gedanken auf. Ich aß kaum mehr etwas, und nahm immer mehr ab. Es kümmerte mich nicht. Ich nahm von innen ab, nicht von außen. Mein Herz wurde immer mehr zerfressen wenn ich Soraya und Ryan in Sorayas Zimmer lachen hörte. Oder noch schlimmer wenn ich ihre Geräusche hörte.
Ich konnte das nicht mehr lange durchhalten. Ich musste etwas tun. Was nur? Sie zerstörten mein Leben. Was sollte ich nur tun? Ich schrieb geheime Pläne in mein Tagebuch was ich tun könnte. Ryan eine Affäre anhängen. Soraya einen Liebesbrief von einem unbekannten Schönling schreiben. Ich zerbrach mir den Kopf. Viele würden mich jetzt egoistisch nennen. Warum kann ich sie nicht einfach glücklich sein lassen? Der Grund dafür war dass ich mein Leben lang selbstlos gewesen. Ich hatte Soraya immer zuerst in die Bonbontüte greifen lassen bevor ich mir etwas genommen hatte. Ich wollte immer das es ihr gut ging. Und wann war ich an der Reihe? Das Schlimmste fand ich, war dass Soraya es nicht so wirklich interessieren wollte was mit mir los war. Sie hatte nur noch Augen für Ryan. Wenn sie mit mir redete dann nur um mir zu erzählen wie toll er war.
Ich gebe es zu. Ich war eifersüchtig. Einer meiner großen Fehler. Eifersucht. Ich konnt andere nicht glücklich sein lassen.
Ich bohrte mir den Bleistift ins Bein und überlegte. Nicht einmal das gleichmäßig an die Steine klatschende Wasser konnte mich beruhigen. Mir fiel nichts ein. Was konnte ich tun? Mein Leben konnte so nicht weitergehen.
Das war der Tag an dem ich die Scherbe fand. Sie kam angeschwemmt. Direkt vor meine Füße. Blitzendes Sonnenlicht in scharfen Kanten. Ungläubig hob ich sie auf. War das Zufall? Wollte jemand dass ich diese Scherbe fand? Ich hob sie auf und fuhr mit dem Zeigefinger über die scharfe Klinge. Sie war scharf. Wut überkam mich. Und Trauer. Salzige Tränen liefen über meine Mundwinkel. Ich hatte nicht bemerkt dass ich angefangen hatte zu weinen. Ich schloss die Hand fest um die Scherbe und drückte zu. Schmerz fuhr durch meine Hand. Schmerz war gut. Er erinnerte mich daran dass ich atmen musste. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Er erinnerte mich daran dass ich lebte.
Als ich meine Hand wieder öffnete war sie blutig. Ich nahm die Scherbe in die andere Hand und starrte auf meinen Arm. War ich stark genug? Der Gedanke an Sorayas Lachen als Ryan sie geküsst hatte stärkte mich. Ich legte die Scherbe an meiner Haut an und riss sie in einem Zug nach unten. Blut trat aus der Wunde, und es brannte. Ich legte den Kopf in den Nacken und lachte ein wutgetränktes Lachen. Dazu brachten sie mich. Ein Tropfen Blut rann von meinem Arm auf mein Tagebuch und ich schloss es. Nichts konnte mir dabei helfen mit Soraya und Ryan fertig zu werden. Es war vollbracht. Der erste Cut in meinem Leben. Der erste Abschnitt meines Todes.




Samstag, 15. Dezember 2012

Kapitel 1- Teil 2



Sie waren zwei Monate zusammen. Jedes Mal wenn ich sie sah hatte ich ein Stechen im Herzen das sich in meinem gesamten Körper ausbreitete als hätte ich elektrischen Strom durch meine Adern gejagt. Soraya hatte nicht bemerkt wie sehr ich mich von ihr fernhielt. Sie war viel zu sehr mit Ryan beschäftigt. Sie hatte schon öfter einen Freund gehabt, ich hatte auch schon ein paar aber unsere Freundschaft hat keinen Abriss bekommen. Für uns beide war Freundschaft immer wichtiger als Liebe gewesen. Wie schnell sich das doch alles ändern konnte.
Jetzt waren wir nicht mehr Soraya und Nora die Schwestern, sondern nur noch Soraya und ihre Schwester Nora. Soraya hatte mich im Stich gelassen und das schmerzte so sehr das ich kaum noch genügend Luft zum Atmen hatte. Ich hatte außer Soraya niemanden, sie hatte Ryan.

Ich war auf dem Weg nach Hause. Ich kam von der Schule, und freute mich darauf in eine Decke gekuschelt mein neues Buch lesen zu dürfen. Den Strandweg hatte ich genommen, da ich keine Lust hatte neben den oberflächlichen Zicken über die karge Straße nach Hause zu laufen. In meine Gedanken versunken bemerkte ich nicht wie nahe ich Sorayas Platz kam. War sie hier? Vielleicht war das die Gelegenheit um mit ihr über Ryan zu reden. Ich spähte hinüber und erkannte eine rote Jacke zwischen den Dünen liegen. Das war Sorayas. Das war die Gelegenheit alleine mit ihr über meine Gefühle zu sprechen, so wie wir es schon so oft getan hatten. Ich rannte über die Hügel zu ihr, nichts konnte mich aufhalten.
Bis ich sie hörte. Aprupt stoppte ich. Ich wusste ich sollte weg. Ich dürfte nicht hier sein. Aber es zog mich hinter die Dünen. Adrenalin pumpte durch meinen Körper, mir wurde schwindelig als ich sie sah. Soraya lag in Ryans Armen und küsste ihn genüsslich.
Als ich sie sah zerbrach etwas in mir. "Nein!", flüsterte ich tonlos. Aus meinem Mund kam kein einziger Laut. Mein Körper wusste nicht genau was da in meinem Herzen passierte. Es war zu viel. So ungerecht. Ich zwang mich mich umzudrehen und wegzulaufen. Weg von ihnen. Weg von Sorayas und meiner Freundschaft. Nichts würde mehr so sein wie es war.

Soraya merkte nicht was mit mir los war. Sie merkte nicht dass ein Teil von mir zerbrochen war. Es war so ungerecht. Sie hatte alles und ich hatte nichts. Soraya war so hübsch, und jeder mochte sie weil sie einfach liebenswert war in ihrer Art. Ich hingegen war nicht hübsch mit meinen langendunklen Haaren die sich weder lockten noch glatt waren, die einfach seltsame Formen hatten und meiner undefinierbaren Augenfarbe. Ich war auch nicht liebenswert, da ich immer etwas schüchtern gegenüber Fremden war und auch keine Freunde hatte. Bis vor Kurzem hatte das nichts ausgemacht. Wenn ich schüchtern war, war Soraya immer aufgeschlossen. Wenn ich alleine war war sie da. Jetzt war sie es nicht mehr. Wegen Ryan. Dem Jungen den ich geliebt hatte. Der Junge der Soraya liebte. Ich legte den Kopf in meine Hände und weinte.

Freitag, 14. Dezember 2012

Kapitel 1- Teil 1



"Nora!"
Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Meine Schwester Soraya kam auf mich zugestürmt und umarmte mich. "Soraya!"; ich erwiederte ihre Umarmung und vergrub mein Gesicht in ihren dunklen Locken. "Du kannst dir nicht denken was passiert ist!" Sie strahlte übers ganze Gesicht. Ich wurde ebenfalls froh. Wenn Soraya glücklich war, war ich das auch. Wir waren ein Herz und eine Seele. Das waren wir schon immer. Soraya war ein Jahr älter als ich, und für mich meine beste Freundin.
"Du sagst es mir sicher gleich!", ich lächelte sie an und strich ihr eine dunkle Locke aus dem Gesicht. Sie war so unglaublich hübsch. Ihr Teint war viel dunkler als meiner. Ich war immer blass gewesen, während sie schön gebräunt war. Ihre dunklen, brustlangen Locken umrahmten ihr hübsches Gesicht und tanzten um die Grübchen. Aber das schönste waren ihre Augen. Sie waren eisblau, wie das Eis im Winter, angestrahlt von der Sonne im blauen Himmel. Soraya sagte immer meine Augen waren schöner. Sie waren laut ihr wie tiefe Seen in dem Schein des Mondes um Mitternacht.
Mitternachtsblau.
Ich starrte auf Sorayas roséfarbene Lippen. Sie bewegten sich: "Ryan hat mich gefragt ob ich mit ihm gehen will! Und ich habe Ja gesagt!" Sie strahlte mich an. Alles war wie in einem Traum. Ryan. Der Junge den ich liebte seit ich acht war. Der Junge den Soraya interessant fand seit er seine Haare geschnitten hatte. Ryan hatte immer halblange, braune Haare gehabt. Soraya mochte keinen Jungen mit langen Haaren. Vor zwei Wochen war Ryan beim Frisör gewesen. Er hatte seine Haare abgeschnitten. Ich fand ihn wunderschön, mit langen Haaren oder ohne. Soraya hatte ihn angeschaut, ihn angelächelt und mit ihm geflirtet. Und jetzt hatte er sie auch wahr genommen. Die hübsche Soraya und der hübsche Ryan. Ein Traumpaar.
Ich merkte das Soraya immer noch auf meine Reaktion wartete. Ich wrang mir ein Lächeln ab. "Super!" Ich hoffte sie merkte nicht dass meine Stimme immer noch zitterte. Natürlich merkte sie es. Sie kannte mich seit meiner Geburt. "Du bist doch nicht etwa sauer weil ich mit ihm zusammen bin? Du standest doch vor Jahren auf ihn! Das ist doch vorbei!" Sie lachte unsicher. Ihr Lachen klang wie Perlen, die auf den Strand fielen. "Nein natürlich bin ich nicht sauer! Ich freue mich doch für dich!" Soraya musste den traurigen Unterton in meiner Stimme überhört haben. "Du bist echt die beste Schwester die man sich wünschen kann!" Sie umarmte mich nochmal und nahm meine Hand. "Komm mit, wir gehen an den Strand!"
Einer der Vorteile wenn man an der Nordsee wohnte war der Strand. Mein Ort. Ich kannte eine Höhle, die niemand kannte, nicht einmal Soraya. Ich hatte sie durch Zufall gefunden. Ich war schwimmen gewesen und in eine Strömung geraten. Sie hatte mich direkt in die Höhle gezogen. Es war der schönste Platz den man sich vorstellen konnte. Schneeweißer Sand, so weiß wie er nicht mal an den Badestränden war. Ein einsames Boot schaukelte hin und her. Ich saß immer auf einem der Steine, gekuschelt in eine Decke und starrte auf das Meer. Beobachtete Segelboote und sah wie die Wellen an die Steine schlugen. Mal leicht als streichelten sie die Steine nur, mal hart und unbarmherzig, wie die Schläge eines Vaters der seine dreijährige Tochter schlägt.
Soraya führte mich an ihren Ort. Ich kannte ihn. Alle kannten ihn. Aber nur Soraya und ich wussten das dies ihr Ort war. Sie führte mich zu dem Schilf. Es war eigentlich kein Schilf, aber es war Gras, das auf dem sandigen Boden wuchs. Soraya ließ sich fallen und lehnte sich gegen eine einsame Holzplanke. Sie schloss die Augen und ihr Mund verwandelte sich in ein hübsches Lächeln. Ich konnte nicht anders und stellte mir Soraya und Ryan zusammen vor. Wie sie hier sitzen würden und gemeinsam Richtung See schauen. Ich blickte in den Himmel um die Tränen zurück zu halten. Soraya schlang einen Arm um mich und zog mich näher. So wie wir schon oft hier gesessen sind. Eng aneinander gekuschelt. Aber jetzt war anders. Soraya hatte mich verletzt. Ich konnte das nicht. Ich grub meinen Fuß in den Sand, um nicht aus Sorayas Umarmung zu entfliehen.


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Donnerstag, 13. Dezember 2012

Prolog

Leben. Sterben. Leben. Sterben. Ein Kreislauf. So oft hatte ich daran gedacht den Schritt zu machen. Den Schritt.
Ich hatte oft alles im Kopf durchgespielt. Aufgeritzte Adern, Blut. Oder tote Körper unter einem Zug. Es gab so viele Möglichkeiten. Ich hatte mich nicht entscheiden können. Vielleicht war das der Grund warum ich noch am Leben war. Weil ich mich nicht entscheiden konnte. Weil ich einfach nicht entschlossen genug war.
Ich trat hart auf den Boden auf. Durch meinen Kopf wirbelten die Gedanken nur so. Ich hatte mich entschieden. Würde meine Entscheidung fest genug sein? Salzige Tränen traten in meinen Mund. Ich hatte nicht bemerkt dass ich angefangen hatte zu weinen. Ich schmeckte die Tränen, kostete Wut und Trauer, wie die Gefühle explodierten.
Meine zitternden Hände umklammerten das kalte Metall. Es begann langsam zu schneien. Meine Finger waren steif vor Kälte, so lange stand ich schon dort und starrte hinunter. Nur ein Schritt. Den Schritt.
Ich spürte wie immer mehr Schnee auf mein Haar fiel, und mich zudeckte, unter einer weißen, eiskalten Decke des Todes. Ich hatte mich entschieden. Entscheidungen konnte man nicht mehr rückgängig machen. Oder?
Ich trat einen Schritt näher und lehnte mich über das Geländer. Das Metall kratzte seltsam an meinen wunden Armen. Voller Schnitte. Jeder Schnitt stand für einen Grund. Einen Grund zu Sterben. Ich hatte es laut gesagt, ohne das ich es wollte. Jetzt konnte ich nicht mehr zurück. Meine Hände zitterten nicht mehr. Ich sah wieder klar. Ich schwang mit großer Anstrengung mein Bein über das Geländer. Unter mir wartete der Tod. Das andere Bein war schneller drüben. Jetzt stand ich dort. Frei. Der Schnee peitschte mir ins Gesicht als ich nach unten sah. Sollte ich los lassen?
Ich konnte mich wieder nicht entscheiden. Wut schoss in mir hoch und ich biss heftig auf meine Unterlippe. Schmerz half immer Dinge zu verkraften. Immer. Ich spürte das Blut und saugte es befriedigt aus. Es tat so gut.
In meinen Gedanken sah ich sie alle. Jeden einzelnen von ihnen. Und dann sah ich sie. Und dann wusste ich, ich musste loslassen.
Ganz klar wurde alles. Der Schnee fiel nicht mehr. Die Kälte war verschwunden. Meine verkrampften Finger lösten sich.


Ich fiel.