Nichts
konnte mir mehr etwas ausmachen. Ich war vereint mit Jason, für immer. Ich
starrte den Ring dutzende Male an, fuhr mit dem Finger über ihn, merkte mir die
Wölbungen bis ins kleinste Detail. Soraya hatte ihn entdeckt, mich neugierig
angestarrt aber nicht nachgefragt. Und heute musste ich in die Schule. Jason
hatte mir versprochen mich abzuholen und anschließend mit zu sich zu nehmen, um
die Verlobung zu feiern. Mein Verlobter. Das klang seltsam, aber richtig. Ich
war verlobt. Ich konnte das kaum glauben. Ich würde heiraten. Wann? Ich musste
ihn heute fragen. Wahrscheinlich würde er erst ein Haus bauen wollen, einen Job
annehmen… Ich würde das am Besten ihm überlassen.
„Kommst du?“
Soraya stand am Fuß der Treppe. Ich nickte, schnappte mir meine Schultasche und
lief die Treppe herunter. Es war mein vorletztes Jahr in der Schule, nächstes
Jahr würde ich mein Abitur machen und dann war ich frei. Ich war mit 16
verlobt. Das war komisch. Ich konnte meine Gedanken nicht von Jason
losbekommen. Soraya redete mit mir über belanglose Dinge wie das Wetter oder
was sie heute machen würde, während sie den Wagen in Richtung Schule lenkte.
Soraya machte derzeit ihr Abitur, und hatte eine Lehrstelle bei einer
Versicherung angenommen. Sie war abgesichert, falls etwas passieren sollte. Ich
schüttelte den Kopf. Was sollte passieren? Alles war perfekt. Fast alles. In
meinem Leben konnte nicht alles perfekt sein. Da war Soraya, meine bisher
einzige Freundin. Unsere Beziehung war zerstört. Dann war da die Schule. Ich
stand kurz vor dem Durchfallen. Das war ein Problem. Und dann war da noch meine
Fähigkeit in allem das Schlechteste zu sehen. Alles problematisch und
schrecklich zu gestalten.
Soraya hielt
den Wagen an und ich stieg aus. Der vertraute Schulhof ließ in mir einen Würgereiz
hochkommen. Verächtliche Blicke streiften mich. Sorayas Schatten. Niemand
wollte ohne Soraya etwas mit mir zu tun haben. Und bestimmt hatte sich die
Neuigkeit, dass ich einen gut aussehenden Freund hatte schon durchgesprochen.
Wie ich wohl nur so einen bekommen hatte? So einen Hübschen. Ich lief durch die
Flure ohne irgendetwas wahrzunehmen, und bog schließlich in den Gang zu meinem
Klassenzimmer ein. Ich setzte mich auf einen freien Platz am Fenster. Die Zeit
bis der Unterricht losging schien sich ewig zu ziehen. Alle saßen in Gruppen
zusammen, nur ich war alleine.
Schließlich
begann der Unterricht, zog an mir vorbei, und war endlich vorbei. Ich hatte
kein Wort verstanden. Ich hatte aus dem Fenster geschaut und die Vögel
beobachtet, die Grundschulkinder (ich stellte mir vor eines wäre mein Kind) und
hatte schließlich angefangen ein Bild zu zeichnen. Mit dem Klingeln war ich
aufgesprungen.
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