Donnerstag, 28. März 2013

Kapitel 2- Teil 10


Sie betrachtete mich wieder als ihre beste Freundin, ihre Schwester, ihren Schatten. Ich betrachtete mich als Ersatzteil, Platzhalter und nur gut genug um Soraya zu trösten wenn sie traurig war. Sie saß neben mir, textete mich zu, merkte nicht dass es schwer war die Tränen zurückzuhalten. Sie übersah es, wollte es nicht wahrnehmen, es interessierte sie nicht. Sie war kein Deut besser als alle anderen.
Ich sah auf. Jason stand vor mir. „Hübsch siehst du aus!“ Er begrüßte mich mit einem Kuss, der mir eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. „Danke!“, sagte ich. Jason nickte Soraya zu und lächelte, während er meine Hand nahm. Er mochte Soraya, hatte aber nicht viel mit ihr zu tun. Ich winkte Soraya ebenfalls scheu zu. „Tschüss Soraya.“ Ich hatte schon vor langem für immer Tschüss gesagt. Jason war gut drauf, er hatte sich herausgeputzt für unseren gemeinsamen Stadtbummel und anschließendes Kino. Wir verabredeten uns jeden Tag, trafen uns, redeten, gingen spazieren oder sonstige netten Dinge. Er war ein fester Bestandteil meines Lebens. Morgen würde die Schule wieder losgehen, ich werde erneut in ein Tief fallen, wenn ich auch nur einen Tag ohne ihn verbringen muss. „Woran denkst du?“ Er merkte es immer wenn ich abgelenkt war. „Nur dass die Schule morgen wieder losgeht.“ Jason nickte. „Und ich sollte mir eine Stelle suchen. Ich muss lernen Geld für uns zu verdienen.“ Er hatte bewusst ‚uns‘ gesagt. Er betrachtete mich und ihn als eine Familie. Mein Herz machte einen Satz. Jason führte mich seltsamerweise nicht wie versprochen in die Stadt, sondern Richtung Strand. Ich fühlte mein Herz immer höher schlagen. Was hatte er vor? Jason schien auch aufgeregt zu sein, seine Schritte wurden kräftiger um die Unsicherheit zu überspielen. Seine Hand in meiner wurde feucht. Ich hörte mich schneller atmen. Warum? Was hatte er vor, was sollte das?
Er hielt schließlich an einer einsamen Stelle am Strand an. Das leise Rauschen der Wellen, das Zwitschern der Vögel und unsere Atemgeräusche bauten eine perfekte Kulisse auf. Jason fiel vor mir auf die Knie. Ich konnte kaum mehr aufhören zu atmen, mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. Er wollte doch nicht… Er nahm vorsichtig meine Hand und sah mir in die Augen. „Nora. Ich kann solche Dinge nicht besonders gut, und bestimmt mache ich mich gerade lächerlich. Aber ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Du bist mein Herz. Möchtest du mich heiraten?“ Mein Herz drohte zu zerspringen, alle Gefühle, alles stieg mir den Hals hoch, drohte in einem Freudenschrei zu eskalieren. Ich war so glücklich. So glücklich. Konnte ein Mensch so glücklich sein. Ich legte all meine Gefühle in dieses kleine Wort: „Ja.“ Ich wollte ihn küssen, umarmen, mit ihm über den Strand tanzen, schwimmen, ihn lieben. Aber er hielt weiterhin meine Hand, gab mir Sicherheit und zog einen Ring aus der Tasche. Er war schlicht, aber wunderschön. Aus Silber gefertigt, mit einem winzigen glitzernden Stein auf der Spitze. Jason schob ihn mir vorsichtig auf meinen Ringfinger. Und dann küsste ich ihn. Der Kuss war erst sanft und zärtlich, dann brach die Freude hervor, und er wurde wild und ich musste mich auf Zehenspitzen stellen um ihn zu erwidern.
Schließlich löste ich mich und sah ihn Jasons Augen. Sie strahlten pure Liebe aus. 

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