Freitag, 3. Mai 2013

Kapitel 2- Teil 16

Ich schaffte das alles nicht mehr. Wie sollte ich atmen wenn ich die Atemzüge zählte die ich noch mit ihm gemeinsam hatte? Wie sollte ich schlafen wenn ich daran dachte wie viel Zeit mir der Schlaf stehlen würde?
Ich aß nichts mehr. Ich wollte ein Nichts werden. Alles auf 0 bekommen. Mein Leben = 0. Das war mein Ziel. Ich war von Bauchschmerzen geplagt, dachte oft an Essen, war aber stark genug um diesem Verlangen auszuweichen. Ich wurde zu einem Geist, gefangen im Körper eines Mädchens, ein Wintermädchen, zwischen den Welten. Nur er hatte die Gabe mich aufzutauen. Der den ich so bald verlieren würde.
Ein letztes Mal hatte ich meine Höhle aufgesucht. Meine Höhle mit meinem Tagebuch. Ich würde es hier lassen, im sicheren Versteck in dem Boot. Ich saß dort, die Klinge in der Hand und Tränen liefen mir übers Gesicht. Es war alles so aussichtslos. Ich fühlte mich als hätte ich ein Dèjá Vu, war nicht erst gestern gewesen als ich hier gesessen bin, mit derselben Klinge in der Hand?
Ich setzte sie auf und verletzte meine Haut, durchzog meine Hautschichten und betrachtete das Blut gebannt. Dieses scharfe Gefühl in meinem Arm fühlte sich so gut an. Ich verließ mein Handgelenk und wandte mich meiner Hüfte zu. Ich wollte sie wegbekommen, all die Fettschichten die dort waren. Ich ritzte ein X hinein, ein tiefes, rotes X. Kurz wurde mir schwindelig. Ich hatte tief geschnitten, sehr tief, aber nicht tief genug.
Nur ein winziges etwas Leben in mir hielt mich davon ab den letzten Schritt zu tun. Ich konnte ihn noch nicht wagen. Ich konnte einfach noch nicht. Stattdessen rollte ich mich zusammen und schloss die Augen.

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